Dublin-Saga - 02 - Die Rebellen von Irland by Rutherfurd Edward

Dublin-Saga - 02 - Die Rebellen von Irland by Rutherfurd Edward

Autor:Rutherfurd, Edward [Edward, Rutherfurd]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-07-22T16:00:00+00:00


Der letzte Satz war wahrscheinlich als diskrete Aufforderung an sie zu verstehen. Wenn Georgiana sich schon die Mühe gemacht hatte, die Beziehungen zu ihrer Familie im weit entfernten Philadelphia wiederzubeleben, dann wäre es doch nur richtig, das Gleiche auch für ihre Verwandten im nahen Belfast zu tun. Und da ihr bekannt war, dass ihr Onkel John einen Sohn namens Daniel hatte, wusste sie auch, an wen sie schreiben musste. Warum hatte sie es also bis jetzt nicht getan? Wenn sie ganz ehrlich war, dann wahrscheinlich aus Angst, ihre Verwandten aus Belfast – die nicht in so sicherer Entfernung lebten wie diejenigen aus Philadelphia – könnten sie irgendwie blamieren. Sie schalt sich für ihren Kleingeist und schrieb, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass ihr lieber Ehemann, Lord Mountwalsh, nichts dagegen hatte, einen Brief. Aber sie erhielt keine Antwort.

Im Jahr darauf starb Fortunatus’ Ehefrau. Danach sprach Georgiana mehrmals die Woche bei ihm vor, um dem alten Mann Gesellschaft zu leisten. Oft fand sie auch seinen Bruder Terence dort, und es wurde ihr warm ums Herz, wenn sie die beiden Brüder so einträchtig beisammensitzen sah. Aber auch wenn Doktor Walsh sich nur über sein steifes Bein beklagte, merkte Georgiana, dass es auch ihm nicht wirklich gut ging. Manchmal wirkte er ausgezehrt und erschöpft. Aber es schien ihm Freude zu bereiten, mit seinem Bruder den Nachmittag zu verplaudern. Und wenn Terence nicht da war, dann traf sie stattdessen häufig seinen Sohn Patrick an. »Es ist anständig von dem Jungen, mich zu besuchen«, sagte Fortunatus oft. »Schließlich hat er Wichtigeres zu tun.« Aber sie zweifeite nicht daran, dass Patrick die Gesellschaft des alten Mannes aufrichtig genoss.

Obwohl sein Vater den Wunsch geäußert hatte, Patrick solle wie er die Medizinlaufbahn einschlagen, hatte sich sein Sohn für den Weinhandel entschieden und arbeitete hart an seinem Erfolg. Je besser Georgiana Patrick kennen lernte, desto mehr mochte sie ihn. Er war klug, humorvoll und gutherzig. Und er hatte durchaus Ehrgeiz.

»Ich möchte mein Glück machen«, sagte er ihr offen. Und auf ihre Frage, ob er sich auch noch etwas anderes wünsche, antwortete er: »Ich könnte nie meinem Glauben entsagen. Aber wenn es je möglich wird, dass ein Katholik ins Parlament einzieht, dann möchte ich Abgeordneter werden.«

Obwohl diese Hoffnung immer noch recht vermessen schien, gab es doch einige kleine, aber ermutigende Entwicklungen für die irischen Katholiken. Vor einigen Jahren war der Papst nach zweihundert Jahren heftigstem Widerstand gegen die häretischen Könige Englands endlich zu einem Kompromiss bereit gewesen. Der Vatikan hatte König Georg III. als rechtmäßigen Monarchen von England anerkannt. Das erleichterte vieles. »Und die Probleme in der amerikanischen Kolonie führen dazu, dass die Regierung alle Bevölkerungsteile so glücklich als möglich machen will«, erklärte ihr Ehemann. In Irland waren Katholiken von allen Ämtern ausgeschlossen, weil der Oath of Allegiance, der Treueeid, so protestantisch formuliert war, dass kein Katholik ihn ablegen konnte. »Also versuchen wir, einen Ausweg zu finden.« Der protestantische Bischof von Derry hatte in Zusammenarbeit mit katholischen Priestern einen neuen Schwur ersonnen. Nicht alle katholischen Bischöfe waren davon begeistert, aber die meisten drängten ihre Gemeindemitglieder, ihn abzulegen.



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